POL-SE: Der Herbst - die hohe Zeit der Wildunfälle
Bad Segeberg (ots)
Wie in jedem Jahr nähert sich mit der dunklen Jahreszeit auch wieder die Hochzeit der Wildunfälle. Fällt die Rotwildbrunft hierbei noch nicht wesentlich ins Gewicht, weil es wenig Brunftplätze gibt und auch verhältnismäßig wenige Rothirsche, die nachts über unsere Straßen ziehen, so ist dafür die Gefährdung durch die jetzt laufende Damwildbrunft um so höher. Und dass so ein Damhirsch nicht nur Pkw gefährlich werden kann, mag man daraus ersehen, dass letztens in Bad Segeberg ein solcher den Tank eines großen Lkw aufgeschlitzt hat, woraus dann mehrere hundert Liter Diesel herausliefen.
Aber auch ein weibliches Stück Damwild wiegt zwischen einem und zwei Zentnern und kann beim Zusammentreffen mit einem Pkw schweren Schaden verursachen. Damwild ist flächendeckend in ganz Schleswig-Holstein (bis auf die Marsch) verbreitet, tritt meist in Rudeln auf und ist die ganze Nacht auf den Läufen.
Wie man aus dieser Grafik des Jahres 2008 erkennen kann, beginnt die Gefahr eines Wildunfalls ab 22 Uhr deutlich zu steigen und erreicht dann morgens um 6 Uhr ihren Höhepunkt.
Wo muss ich mit Wildunfällen rechnen?
Eigentlich überall im Kreisgebiet - es gibt allerdings Häufungspunkte:
Besonders die ländlicheren und vorwiegend bewaldeten Bereiche um Wahlstedt und Bad Segeberg weisen eine höhere Zahl von Wildunfällen auf. Der Raum Bornhöved steht wegen der dort nicht vorhandenen Wildschutzzäune an der A21 auf einem vorderen Platz der Häufigkeitsliste.
Wie kann ich Wildunfälle vermeiden?
- Zunächst einmal: Vorausschauend fahren! Wild sichert oft am Straßenrand, bevor es diese überquert; im Scheinwerferlicht kann man auf mehrere hundert Meter schon die Reflexe in ihren Augen sehen (der Waidmann nennt diese treffend "Lichter") - Langsam fahren! Alle unsere Wildarten können sehr gut Bewegungen bis etwa 60 km/h schätzen und ihr Verhalten darauf einstellen. Das war entwicklungsbiologisch etwa die Geschwindigkeit ihres schnellsten Fressfeindes. Geschwindigkeiten von 100 km/h oder gar noch schneller steht das Wild hilflos gegenüber! - Auf die Beschilderung achten! Man mag es glauben, oder nicht: Man hat sich etwas dabei gedacht, als man die meisten unserer Verkehrsschilder aufstellte! Wo immer das "normale" Wildwechselschild steht, muss man mit einer deutlich erhöhten Gefahr einer Wildkollision rechnen. Erst recht gilt das für die jetzt saisonal von der Jägerschaft aufgestellten Damwildbrunft-Schilder - hier ist mit Sicherheit Wild in der Nähe! - Wenn Wild trotzdem unvermittelt auftaucht: Abbremsen + Abblenden! Eine beherzte Vollbremsung kann dem Tier das Leben und Ihnen Ihr Auto retten - nur versuchen Sie nie und nimmer, auszuweichen: Die Kollision mit einer deutschen Straßeneiche ist immer gefährlicher für Sie, als die mit einem Stück Damwild! Wenn Sie es noch schaffen: Blenden Sie Ihre Scheinwerfer ab, denn geblendetes Wild (außer Wildschweine) bleibt entweder mitten auf der Straße stehen oder reagiert unberechenbar.
Was tun, wenn's doch passiert ist?
Zunächst einmal: Ruhe bewahren und die Unfallstelle absichern. Wenn nötig, erste Hilfe leisten. Dann über 110 den Unfall melden. Die Polizei wird den Unfall aber nur aufnehmen, wenn ein Mensch dabei verletzt worden ist, ansonsten zählt ein Wildunfall zu den nicht aufnahmepflichtigen "S3-Unfällen". Die Beamten werden Ihnen aber einen Jäger herbeirufen, der das Stück Wild "entsorgt" und Ihnen eine Bescheinigung über den Wildunfall ausstellt. Möglicherweise erhebt der Jäger auch einen kleinen Obulus für seine Dienstleistung - den bekommen Sie aber von Ihrer Teilkaskoversicherung erstattet - die möchte ja die Bescheinigung haben und spart sich dafür einen Sachverständigen.
Muss ich einen Wildunfall melden?
Ja! Nicht nur, weil es eine Ordnungswidrigkeit wäre, es nicht zu tun, sondern vor allem, wenn Sie ein Tier angefahren haben sollten, das schwerverletzt geflüchtet ist - wollen Sie mit dem schlechten Gewissen leben, dass es sich tagelang mit erheblichen Schmerzen quält, bis es schließlich langsam verendet?
Darf ich ein angefahrenes Tier von seinen Leiden befreien?
Ja! Wenn Sie es können, dann dürfen Sie es auch!
Die Polizei und die Landesjägerschaft wünscht Ihnen und uns einen schönen Herbst ohne Wildunfälle!
Klaus J. Harm, Polizeihauptkommissar beim PBR Bad Segeberg und Jagdschutzobmann des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein
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