POL-HI: Erkennungszeichen Geigenkasten Hildesheimer Polizei stellt 68000,- Euro Scarampella-Geige sicher.
Hildesheim (ots)
Hildesheim (clk.) Für einen Geigenbaumeister aus Bayern ist es seit Dienstag, 4.9.2007, 10.00 Uhr, Gewißheit. Seit diesem Zeitpunkt kann er seine über hundert Jahre alte und 68000,- Euro teure Geige des italienischen Geigenbaumeisters und -herstellers Stefano Scarampella di Brescia ; Fece in Mantua anno 1903, wieder in den Händen halten. Nach wie vor sind aber Geigenkasten und der Streichbogen, beides mit einen Wert von 4200,-- Euro angegeben, verschwunden. Bereits im Jahre 2005 meldete sich eine damals 44-jährige Frau aus Hannover bei dem Bayerischen Geigenbaumeister. Sie gab vor, eine größere Erbschaft gemacht zu haben. Von einem Teil des Geldes wolle sie für ihre Tochter eine hochwertige Geige kaufen. Nach einem entsprechenden Angebot reiste die Frau nach Bayern in das Geschäft des Mannes. Sie wies sich durch ihren Ausweis aus und hinterließ auch Anschrift und Telefon. Dem Wunsch der seriös aussehenden Frau, die Geige mit nach Hannover nehmen zu dürfen um sie dort einem weiteren Fachmann und der Tochter vorzulegen, kam der Geigenbauer nach. Das sei, so erklärte er später der Polizei, in diesen Kreisen durchaus üblich. Außerdem hatte er ja auch Anschrift und Telefon der Kundin. So fuhr die Frau, nun mit Geige, Kasten und Streichbogen, zurück nach Hause nach Hannover. Was der Geschäftsmann aber nicht wußte war, dass die Frau sich in den nächsten Wochen in ihr Heimatland nach Jugoslawien absetzen würde. Die Scarampella Geige oder der Verkaufserlös war somit in weite Ferne gerückt. Die eingeschaltete Polizei konnte einen Haftbefehl erwirken, der im Falle der Einreise in die Bundesrepublik hätte vollzogen werden können. Und genau das führte jetzt zum Erfolg. Da auch der weiterhin im Raum Hannover wohnenden Verwandtschaft der 44-jährigen Frau die Existenz des Haftbefehles bekannt war und einen Besuch der Frau fast unmöglich machte, mußte die Sache mit der Geige aus der Welt. Also rief am Montagnachmittag, 03.09.2007, ein 29-jähriger Familienangehöriger bei dem Geigenbaumeister in Bayern an. Er nahm Bezug auf die Sache aus dem Jahr 2005 und bot die schöne Scarampella Geige zum Rückkauf an. Für seine Mühewaltung verlangte er 5000,- Euro. Als Übergabezeit- und ort vereinbarte man den kommenden Morgen, etwa 10.00 Uhr, Rastplatz Hildesheimer Börde. Der Geigenbauer erklärte sich einverstanden. Sinniges Erkennungszeichen : Der Geigenbauer sollte einen Geigenkasten unter dem Arm tragen und sich auf der Raststelle aufhalten. Bevor der Bayerische Geschäftsmann sich auf die Reise nach Hildesheim machte, informierte er richtigerweise noch die für ihn zuständige Polizeidienststelle, so dass im Hintergund die polizeilichen Maßnahmen anlaufen konnten. Jedoch vergaß er aber, das Erkennungszeichen mitzunehmen. Als der Geschäftsmann am frühen Dienstagmorgen in Hildesheim ankam war guter Rat teuer, zumal die Geschäfte noch nicht geöffnet hatten. Also wandte man sich hilfesuchend an die Schulleitung des Hildesheimer Gymnasium Andreanum. Aus dem Fundus des Schulorchesters stellte das Gymnasium kurzerhand einen Geigenkasten zur Verfügung. Nun kann man sich künftig rühmen , an der Wiederbeschaffung der teuren Geige erheblich mitgewirkt zu haben. Entsprechend ausgestattet, hielt sich der Geigenbaumeister dann auf dem Rasthofgelände auf. Tatsächlich erschien mit etwa einer Stunde Verspätung der Verkäufer der Geige. Nun ging alles sehr schnell. Nach der Kontaktaufnahme zwischen beiden wurde der 29-jährige von Polizei festgenommen. Einen Schreck bekam der Geigenbauer aber nochmals, als man das gute Stück völlig stillos eingewickelt in einen Kopfkissenbezug auf dem Rücksitz des Auto fand. Eine schnelle Prüfung ergab aber, dass die Geige unbeschädigt ist.
Nach seiner Vernehmung wurde der 29-jährige wegen nicht ausreichender Haftgründe entlassen. Gegen ihn wird jetzt wegen des Verdachts der Unterschlagung und der Hehlerei ermittelt.
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