POL-NOM: Pressemitteilung und Zeugenaufruf der Soko "Lila" vom 08.10.2007 Wer war Günter Schwenke? Erstes von drei Mordopfern noch nicht identifiziert!
Northeim (ots)
NORTHEIM (mn) Seit dem 27.09.2007, als ein 52 Jahre alter Mann aus Bodenfelde an der Oberweser gegenüber der Polizei gestanden hat, im Auftrag seiner 68-jährigen Bekannten drei ältere Männer getötet und zwei Brände in einem Wohnhaus gelegt zu haben, ermittelt die Polizeiinspektion Northeim/Osterode intensiv in diesem Sachverhalt.
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand hatte die 68-jährige immer wieder Kontaktanzeigen geschaltet, in denen sie älteren, allein stehenden Männern Kost, Logis und Krankenpflege anbot. Nach Aussage des beschuldigten Mannes war es das Ziel der 68-jährigen Frau an das Vermögen der Rentner zu gelangen. Laut seinem Geständnis kam es dabei in drei Fällen zur Tötung von älteren Männern. Die Frau habe ihn dazu angestiftet, um sich der Rentner zu entledigen.
Am 25.06.1994 wurde ein noch brennender Leichnam durch Polizeibeamte in einem Graben auf einem Parkplatz nahe der Autobahnabfahrt Hann. Münden - Lutterberg an der BAB A 7 aufgefunden. Der 52-jährige gab in seinem Geständnis an, den Mann getötet zu haben. Gemeinsam habe man ihn dann zu dem genannten Parkplatz gebracht und mittels Brandbeschleuniger angezündet.
Am 23.04.1995, ca. 10 Monate später, wurde der verbrannte Leichnam eines weiteren Mannes im Bereich Volkerode in Thüringen in einem Straßengraben aufgefunden. Der 52-jährige Beschuldigte gab an, diesen älteren Mann, der ebenfalls auf eine Kontaktanzeige der 68-jährigen geantwortet hatte, in einem leer stehenden Haus der Frau in Melsungen in Hessen im Beisein der Frau getötet zu haben. Gemeinsam habe man diesen Leichnam in den Bereich Volkerode in Thüringen gebracht und dort auf die selbe Weise wie das erste Opfer verbrannt.
Ca. 5 Jahre nach dieser Tat tötete der 52-Jährige im Jahr 2000 auf Geheiß der Frau einen damals 71-jährigen Mann in dessen Haus in einem Dorf bei Springe am Deister. Das Opfer wurde in seinem eigenen Garten vergraben. Auch diesen Mann hatte die Frau über eine Kontaktanzeige kennen gelernt. In diesem Fall wurde bei der Polizei eine Vermisstenanzeige erstattet. Trotz umfangreicher Ermittlungen und intensiver Nachsuche blieb der Mann bis zum September diesen Jahres verschwunden.
Zwischen diesen beiden letzten Tötungen setzte der Beschuldigte das leer stehende Haus der 68-Jährigen in Melsungen am 04. und am 20. März 1997 in Brand. Nach seiner Aussage stiftete seine Bekannte ihn ebenfalls dazu an, damit sie die Versicherungssumme für das Haus kassieren konnte.
Das Haus und die Wohnung der Frau in Bodenfelde und die Gartenlaube des Mannes, in der er gewohnt hat, sind durchsucht worden. Beide wurden einem Haftrichter vorgeführt. Gegen beide wurde ein Untersuchungshaftbefehl erlassen. Die Beschuldigten sitzen weiterhin in verschiedenen Justizvollzugsanstalten ein.
Die 14-köpfige Soko "Lila" der Polizeiinspektion Northeim/Osterode hat bei den Durchsuchungen umfangreiches Beweismaterial an schriftlichen Unterlagen und anderen Gegenständen sichergestellt. Es sind daraus weit über 100 Spuren entstanden. Diesen wird durch Beamten in äußerst zeitaufwendigen Ermittlungen intensiv nachgegangen. Eine besondere Schwierigkeit bereitet dabei die Tatsache, dass die Taten bereits lange Jahre zurückliegen.
Zahlreiche Zeugen wurden bereits vernommen, weitere Vernehmungen stehen noch aus. Es konnten bislang 6 weitere Männer ausfindig gemacht werden, die auf Kontaktanzeigen der Frau geantwortet haben. Diese Männer haben durch die Beschuldigte teilweise einen nicht unerheblichen finanziellen Verlust erlitten. Hinweise auf weitere Tötungsdelikte haben sich bisher aber nicht ergeben.
Das dritte Opfer aus dem Jahre 2000, ein 71-jährige Rentner aus dem Ortsteil von Springe, konnte unmittelbar nach seinem Auffinden identifiziert werden. Der 52-jährige Beschuldigte hatte den Beamten den Ort des Vergrabens gezeigt.
Das zweite Opfer aus dem Jahre 1995 konnte damals trotz umfangreichster Ermittlungen der Polizei Nordhausen (Thüringen) nicht identifiziert werden. Auch eine durch das FBI durchgeführte Gesichtsrekonstruktion an Hand der sterblichen Überreste des Mannes führten nicht zum Erfolg. Nach Hinweisen des Beschuldigten konnte durch die Soko "Lila" das Opfer als ein damals 80-jähriger ehemaliger Unternehmer aus dem Raum Heidelberg (Baden-Württemberg) identifiziert werden. Der Mann war geschieden und lebte zuletzt allein in Zweibrücken (Rheinland Pfalz).
Immer noch ungeklärt ist die genaue Identität des ersten Opfers aus dem Jahr 1994.
Der Beschuldigte ist weiterhin aussagebereit. Er gibt an, dass es sich bei diesem Mann um einen "Günter Schwenke" handeln solle. Er wisse aber nicht, wo der Mann herstamme oder wo er vorher gewohnt habe. Auch kenne er die genaue Schreibweise des Vor- und Nachnamens nicht. Der Mann wird von ihm als klein und untersetzt beschrieben.
Die 68-jährige Beschuldigte macht auch in diesem Fall von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch und lässt sich durch ihren Rechtsanwalt vertreten.
Nach dem 1994 erhobenen Obduktionsbefund war "Günter Schwenke" 166 cm groß und wog ca. 75 kg. Er dürfte damals älter oder sogar deutlich älter als 60 Jahre gewesen sein. Er hatte kurze, helle Haare und trug eine Gebiss-Vollprothese. "Günter Schwenke" muss zu Lebzeiten in zahnärztlicher Behandlung gewesen sein. Ermittlungen der damals zuständigen Kriminalbeamten über Anfragen in zahnärztlichen Fachzeitschriften führten nicht zum Erfolg.
"Günter Schwenke" dürfte vor seinem Tod keine intensiven sozialen Kontakte gehabt haben. Er hat mit hoher Wahrscheinlichkeit allein gelebt. Niemand hat ihn nach seinem Verschwinden so vermisst, dass er eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstattet hätte. Er dürfte keine unmittelbaren Angehörigen mehr gehabt haben oder er hatte keinen Kontakt mehr zu ihnen.
Jedoch meldeten sich, nach der Aussage des geständigen Beschuldigten, nach dem Tod des Mannes einmal ein männlicher und ein weiteres mal eine weibliche Person fernmündlich bei der 68-Jährigen und erkundigten sich nach dem Verbleib von "Günter Schwenke". Nach seinen Aussagen habe sie diese beiden Anrufer dahingehend beschieden, dass "Günter Schwenke" Bodenfelde bereits wieder mit unbekanntem Ziel verlassen habe.
Auskunftsersuchen an alle Einwohnermeldeämter der Bundesrepublik Deutschland blieben bislang ohne greifbares Ergebnis. Anfragen bei den Rentenversicherungsträger führten ebenfalls noch nicht zum Erfolg.
Die Sonderkommission "Lila" fragt deshalb, wer kannte einen "Günter Schwenke", der 1994 aus seinem bisherigen Lebensumfeld verschwand? Welcher Zahnarzt kann sich an einen "Günter Schwenke" erinnern, der eine Gebiss-Vollprothese bekam oder trug?
Die Sonderkommission "Lila" bittet Personen, die Hinweise auf das Opfer "Günter Schwenke" geben können, sich an die Polizeiinspektion Northeim/Osterode unter der Telefonnummer 05551/7005-0 oder jede andere Polizeidienststelle zu wenden.
Rückfragen bitte an:
Polizei Northeim/Osterode
Pressestelle
Telefon: 05551/7005 200
Fax: 05551/7005 250
E-Mail: pressestelle@pi-nom.polizei.niedersachsen.de
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