POL-NOM: Eine ganz normale erste Nacht bei der "Einbecker Eule" ?
Einbeck (ots)
Einbeck (Do) Die Beamten des Einbecker Polizeikommissariats beginnen erwartungsvoll ihren Nachtdienst von Freitag auf Samstag. Die erste Nacht der diesjährigen "Eule". Es ist eine Jubiläumseule die 30.. Alle sind gespannt, wie die Nacht verlaufen wird. Wie werden sich die Menschen verhalten, gerade in diesem Jahr, wo das Fest unter dem Motto des übermäßigen Alkoholkonsums insbesondere bei Jugendlichen steht? Bereits in die Einsatzbesprechung platzt der erste Einsatz. Eine Mutter erscheint mit ihrem 15jährigen Sohn. Dieser wurde gegen 19.30 Uhr auf dem Möncheplatz von einem 16jährigen flüchtig bekannten Kumpel im Streit um ein Mädchen geschubst und dabei leicht verletzt. Ärztliche Versorgung des Verletzten ist nicht erforderlich. Die Polizeibeamten wissen nicht, daß der 16jährige die Nacht noch weiter in Erscheinung treten wird.
Der Präventionsstand des Einbecker Stadtjugendpflegers wird noch schnell mit Info-Material der Polizei bestückt und ein Beamter nimmt dort seinen Dienst auf.
Eine Streife kümmert sich um eine Ölspur in Edemissen; der Verursacher wird ermittelt und muß sich um die Beseitigung der Gefahrenstelle kümmern. Ein Verkehrsteilnehmer meldet eine ausgebrochene Kuh auf der Landesstraße zwischen Salzderhelden und Immensen. Zum Glück stellt die Streife, die in Edemissen war, fest, daß die Kuh in einer Umzäunung ist und nur dicht an die Fahrbahn gekommen war.
Auf der Wache befinden sich um 20.30 Uhr noch zwei Beamte; alle anderen sind im Bereich Möncheplatz und Marktplatz unterwegs. Um 21.00 Uhr meldet jemand eine verletzte Person auf dem Hallenplan. Die Fußstreife stellt nichts fest und der zur Vorsicht bestellte Krankenwagen wird zurückbeordert. Zwischenzeitlich wurden bereits drei Flasachen Wodka, die Jugendliche, die in die Innenstadt wollten, bei sich hatten , vernichtet. Der Beamte vom Informationsstand meldet um 21.20 Uhr eine Schlägerei in seiner Nähe. Eine Fußstreife ist sofort da. Ein 19jähriger hat von einem 18jährigen einen Faustschlag ins Gesicht bekommen. Der Grund läßt sich eigentlich nicht so richtig ermitteln. Der Täter wird aus der Innenstadt gewiesen mit dem freundlichen Hinweis, die Nacht im Polizeigewahrsam verbringen zu dürfen, falls er noch einmal angetroffen wird.
Um 21.40 Uhr wird ein Tankbetrug bei einer Tankstelle in der Hannoverschen Straße gemeldet. Das abgelesenen Kennzeichen gibt es nicht. Die Polizeibeamten müssen die Videoauswertung abwarten, bevor weitere Schritte unternommen werden können.
Eine Fußstreife erscheint mit zwei 16jährigen alkoholisierten Jugendlichen um 21.45 Uhr auf der Wache. Einer pustet 1,36 der andere 0,70 Promille. Die Erziehungsberechtigten können das nicht verstehen, als sie ihre Kinder abholen müssen. Der Kollege am Infostand meldet um 21.50 Uhr einen 17jährigen mit einer Flasche Wodka am Stand. Bevor der Inhalt vernichtet werden kann, hat der Jugendliche seine Eltern verständigt, die ebenfalls auf dem Fest sind. Diese bestätigen, daß sie ihrem Sprößling die Flasche Wodka für das Eulenfest überlassen hatten. Jetzt nehmen sie die Flasche wieder an sich. Um 22.30 Uhr werden zwei in Rußland geborene 13jährige auf dem Möncheplatz angetroffen, als sie Bier trinken. Ihr Onkel nimmt sie in seine Obhut und bringt sie hoffentlich nach Haus. Gegen 23.30 Uhr melden Sanitäter einen verletzten 17jährigen im Bereich Rosenthal/Möncheplatz. Die Fußstreife kommt mit ihm zur Wache. Er schießt in dieser Nacht mit 2,75 Promille den Vogel ab. Er ist von dem 16jährigen, der bereits um 19.30 Uhr in Erscheinung getreten war, geschlagen worden. Der Täter wird nach kurzer Fahndung von seinem Freund zur Wache gebracht und widerstrebend seiner Mutter übergeben. Der Verletzte wird von seiner Mutter abgeholt. Diese fällt aus allen Wolken, als sie ihrem volltrunkenen Sohn gegenüber steht.
Um 23.45 Uhr muß ein 15jähriger mit 0,82 Promille von seiner Mutter auf der Polizeiwache abgeholt werden. Die Beamten können eine kurzen Moment durchatmen, das bisher Geschehene notdürftig zu Papier bringen und schnell eine Tasse Kaffee trinken. Doch es geht sofort weiter. Um 00.45 Uhr bekommt eine Fußstreife auf dem Markplatz Schwierigkeiten mit einem 51jährigen Mann, der volltrunken ist und sich nicht mehr auf den Beinen halten kann. Vier weitere Beamte sind erforderlich, um den Mann zur Wache zu bringen und in das Polizeigewahrsam einzuliefern. Nach drei Stunden wird er wieder an die frische Luft entlassen. Alkoholischen Nachschub gibt es nicht mehr, die Buden sind geschlossen. Die Beamten haben einen Augenblick Ruhe, um ihre schriftlichen Arbeiten fortzuführen. Aber kurz vor 02.00 Uhr wird eine laut schreiende Frau in der Benser Straße gemeldet, die dort entlanglaufen soll. Weder die Hundeführer noch die anderen Streifen treffen irgendwelche Feststellungen.
Um kurz nach 02.00 Uhr klingeln sämtliche Telefone, ein Mann kommt schreiend auf die Wache gelaufen und meldet eine große Schlägerei auf dem Möncheplatz. Alle verfügbaren Einsatzkräfte laufen oder rasen zum Tatort. Hier werden in einem wirren Durcheinander zehn Personen bei einer Schlägerei festgestellt. Zwei Männer werden nach kurzer Verfolgung in der Altendorfer Straße gestellt. Jetzt gilt es für die Beamten, daß von allen alkoholisierten Beteiligten vorgetragene Geschehen zu entwirren. Es stellt sich heraus, daß eine Gruppe von sechs Personen von vier Deutschrussen im Alter von 20 bis 23 Jahren aus Alfeld nach einer Zigarette angeschnurrt worden waren. Als diese die Herausgabe von Zigaretten verweigerte, flogen plötzlich die Fäuste. Bei der Auseinandersetzung werden drei Einbecker im Alter von 18 bis 22 Jahren verletzt. Einer wird sich ärztlich behandeln lassen müssen. Die Täter werden erkennungsdienstlich behandelt und anschließend wieder entlassen. Den Kollegen in Alfeld sind sie hinreichend bekannt. Alle Beamten sind jetzt auf der Wache gebunden. Hoffentlich passiert nichts weiter. Die Innenstadt leert sich so langsam; die Buden, Stände und Fahrgeschäfte haben jetzt auch geschlossen. Der nächste Anruf kommt um 03.30 Uhr. Es wird eine hilflose Person voll des Alkohols auf dem Möncheplatz gemeldet. Der Krankenwagen wird alarmiert. Die Beamten können zunächst nichts entdecken. Nach kurzer Suche finden sie unter dem Karussel einen Mann. Nachdem er geweckt worden ist, findet er torkelnd ein Taxi, welches ihn heimwärts bringt. Die Telefone bleiben still. Die Beamten finden jetzt ab 04.00 Uhr Zeit, um ihre schriftlichen Arbeiten zu erledigen. Im Laufe der Nacht waren mindestens weitere zehn Schlägereien gemeldet worden, wo aber weder Opfer noch Täter festgestellt worden waren. Erstaunlich für die Beamten war, daß es kaum Beschwerden über Ruhestörungen gab. Die erste Nacht des 30. Eulenfestes nähert sich ihrem Ende. War es eine aufregende Nacht? Ach so, es gab ja auch noch einige Autofahrer, die nach dem Feiern ihre Hände nicht vom Steuer lassen konnten. Um 01.20 Uhr wurde ein 52jähriger aus Eschwege am Altendorfer Tor angetroffen, der trotz erheblicher Alkoholisierung noch von Einbeck zurück fahren wollte. Gegen 03.40 Uhr fiel einem Streifenwagen im Negenborner Weg ein vorausfahrender PKW auf. Der 18jährige Fahrer aus Braunschweig war erheblich alkoholisiert; seine erheblich alkoholisierte Beifahrerin bekam die Kontrolle gar nicht mit sondern schlief den Schlaf der Gerechten im PKW, während sich ihr Begleiter der Entnahe einer Blutprobe unterziehen mußte. Um 04.20 Uhr stellte eine Polizeistreife in der Hullerser Straße einen 18jährigen aus Holzminden fest, der seinem erheblich betrunken Kumpel helfen wollte und ihn und den PKW des Arbeitgebers über den Solling bringen wollte. Er hatte nur vergessen, daß er selbst auch alkoholisiert war. Alle drei mußten sich der Entnahme einer Blutprobe durch einen Arzt unterziehen; ihre Führerscheine wurden beschlagnahmt. Am Samstag werden im Laufe des Vormittags etliche Bürger zur Anzeigeerstattung erscheinen. Ihr Eigentum wurde beschädigt; es gab viele Farbschmierereien, Telefonzuleitungen wurden abgerissen, Scheiben eingeschlagen; alles Taten, die im alkoholisierten Zustand begangen werden; aber wir können ja mit Alkohol umgehen. Dieses werden die Beamten des Nachtdienstes aber erst am Montag erfahren, denn sie schlafen jetzt.
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