POL-NOM: Fund unbekannter Chemikalien sorgt für Großeinsatz
Northeim (ots)
Northeim, Wilhelmstraße
Freitag, 29. April 2011
NORTHEIM (fal) - Der Fund größtenteils unbekannter Chemikalien in einem unbewohnten Haus in der Wilhelmstraße löste am Freitagmorgen einen größeren Einsatz aus, an dem Feuerwehren, Spezialkräfte der Polizei und Mitarbeiter des Landkreises sowie der Stadt beteiligt waren.
Vor über 10 Jahren verstarb ein in dem Dreifamilienhaus lebender Rentner. Der studierte Chemiker und Physiker betrieb damals im Erdgeschoss ein privates Chemielabor. Seit dieser Zeit blieb das Labor unentdeckt und sich selbst überlassen.
Am Donnerstag, 28.04.2011, wurde das Haus entrümpelt, weil es verkauft werden soll. Dabei wurde das Labor entdeckt. In den Abendstunden erhielt die Northeimer Polizei Kenntnis von dem Fund. Das Haus wurde daraufhin über Nacht von der Polizei gesichert.
Am Freitag gegen 10.15 Uhr wurde die Wilhelmstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. In Vollschutz betraten zwei Polizeibeamte der Technischen Ermittlungsgruppe Umweltschutz (TEGU) der Polizeidirektion Göttingen und zwei Mitglieder der Umweltfeuerwehr des Landkreises Northeim das Haus. Schadstoffmessungen und eine erste genaue Sichtung der Chemikalien wurden durchgeführt.
Da zu diesem Zeitpunkt die exakte Gefährdungslage noch nicht bekannt war, wurden die vier Männer hinterher auf der Straße in einem Dekontaminationszelt gereinigt. Anschließend betrat ein Delaborierer des Landeskriminalamtes Hannover das Labor. Gegen 12.00 Uhr konnte der Sprengstoffexperte eine erste Entwarnung geben. Hochgradig explosive Stoffe wurden von ihm in dem Labor nicht gefunden.
In dem Labor wurden etwa 35 kg Chemikalien in vielen unterschiedlichen Behältnissen festgestellt. Ca. 20 kg konnten nicht zugeordnet werden. Es ist bislang unbekannt, welche Substanzen sich in den nicht gekennzeichneten Gefäßen befinden. In den Gefäßen mit Beschriftung wurden unter anderem toxisches Kaliumthiocyanat, feuergefährliches Magnesiumpulver und leicht entzündlicher roter Phosphor gefunden. Sorgen bereitete zudem der Zustand vieler Gefäße aus Blech, die bereits der Korrosion ausgesetzt waren.
Jedes einzelne Gefäß wurde in der Folge gesichtet und in Spezialbehältern verstaut. Diese Aufgabe wurde durch die beiden Züge der Umweltfeuerwehr des Landkreises Northeim und von den Einsatzkräften der Northeimer Ortsfeuerwehr übernommen. Die Arbeiten werden noch bis in den späten Nachmittag andauern. Anschließend erfolgt ein Gefahrguttransport zur Mülldeponie Blankenhagen, wo die Chemikalien in einem gesicherten Zustand zwischengelagert werden.
Das 3. Fachkommissariat der Polizeiinspektion Northeim/Osterode hat ein Ermittlungsverfahren wegen unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Stoffen und Gütern eingeleitet.
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