POL-H: Gemeinsame Pressemitteilung zur Vollübung "HAJ:ex 2014"
Hannover (ots)
Unter der Federführung der Polizeidirektion Hannover und des Hannover Airport hat heute am Flughafen Hannover-Langenhagen die Vollübung "ICAO 2014" stattgefunden. Dieser vorausgegangen war eine fast einjährige, intensive Vorbereitung. Die ICAO (International Civil Aviation Organization) -Richtlinien schreiben den Flughäfen vor, regelmäßig alle zwei Jahre Notfallübungen durchzuführen. Hierbei wird ein Notfall so realitätsnah wie möglich simuliert, um zu testen, wie die Alarmpläne aller Übungsbeteiligten im Ernstfall greifen.
Das Szenario: Nach dem Start eines mit 138 Passagieren besetzten Flugzeugs (Boeing 737-800) nach Sharm El Sheik (Ägypten), kommt es im Cockpit der Maschine zu einer Rauchentwicklung, so dass sich die Crew zur Umkehr entscheidet. Bei der anschließenden Notlandung verunfallt die Maschine und es kommt zum Crash mit Verletzten und Toten. Um ein möglichst realitätsnahes Szenario darstellen zu können, musste die Vorbereitungsgruppe an Vieles denken: Die Flughafengesellschaft stellte die Start- und Landebahn Süd sowie die angrenzenden Flächen zur Verfügung und es kam das Feuerwehr-Trainings-Center der Fraport AG (Flughafen Frankfurt) zum Einsatz. Die Übungen am Trainingscenter werden in Hannover zweimal jährlich durchgeführt, sind nach den Maßgaben der ICAO angelegt und trainieren die Flächenbrandbekämpfung sowie die Brandbekämpfung in verschiedenen Bereichen eines Luftfahrzeuges.
Auf der eigens dafür abgesperrten Südbahn und den angrenzenden Flächen des Flughafens wurde eine Brandsimulationsanlage, die das Flugzeugwrack darstellte, aufgebaut. Die Einsatz- und Rettungskräfte fanden neben Wrackteilen und einer Masse an Streugut - Koffer und andere persönliche Gegenstände -Tote und eine Vielzahl leicht und schwer verletzter Passagiere vor. Angehörigendarsteller versuchten panisch, Informationen von den übenden Institutionen und Behörden zu bekommen und auch eine eigens organisierte Journalie setzte die Übenden gehörig unter Druck. Klares Übungsziel aller Beteiligten war, die hohe Professionalität und das Zusammenspiel in einem solchen Krisenszenario zu optimieren. Eine weitere Herausforderung für das Vorbereitungsteam bestand darin, trotz des angenommenen Flugzeugabsturzes den realen Flughafenbetrieb uneingeschränkt zu gewährleisten. Die Übung war eine der größten, jemals im Bundesgebiet durchgeführten ihrer Art. Insgesamt waren von heute früh bis in den Abend hinein 1 300 Männer und Frauen im Einsatz. Rund 1 120 Menschen waren direkt vom gedachten Szenario betroffen und übten. Unter ihnen waren Hunderte von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten der Polizeidirektion Hannover, der Bundespolizeidirektion Hannover sowie der Polizeiakademie Niedersachsen. Die Flughafenfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Langenhagen bewiesen ihre Fähigkeiten und auch die verschiedenen Rettungsdienste aus der Region Hannover waren mit der Versorgung sowie dem Transport der vielen Verletzten vor große Herausforderungen gestellt. Darüber hinaus waren die Krisenstäbe der betroffenen Unternehmen, der Stadt Langenhagen und der Polizeien beteiligt. Besonderen Einsatz zeigten zudem auch die Darsteller: Die Verletzten, die Angehörigen und nicht zuletzt die "Medienvertreter", die von den verschiedenen Pressestellen zu betreuen waren. Zirka 180 Personen haben diese Aufgabe professionell bewältigt und die Übung unterstützt, um einen realitätsnahen Ablauf zu garantieren. Durch derartige Übungen sollen die eingesetzten Kräfte und Einheiten sowie Führungsstrukturen für mögliche "Echtlagen" vorbereitet, die einzelnen Aufbau- und Ablauforganisationen überprüft und nötigenfalls optimiert werden. Dem Erkennen möglicher Schwachstellen innerhalb der Organisationen und im Zusammenspiel der einzelnen Stellen kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu.
Uwe Lange, Leiter des Einsatzdezernats und Gesamtübungsleiter macht deutlich: "Unglücksfälle wie dieser sind nicht planbar, können aber jederzeit passieren. Deshalb ist es gut, dass wir als Polizei heute die Möglichkeit gehabt haben, in einer realen Umgebung in der Interaktion mit anderen Institutionen zu üben. Besonders gefreut hat mich die hohe Motivation und Professionalität mit der - auch besonders die freiwilligen Helfer - ihre Aufgaben gemeistert haben." Für die gesamtverantwortliche Polizeidirektion Hannover standen u.a. auf dem Prüfstand: - die Zusammenarbeit mit den involvierten Dienststellen und Unternehmen - die Ermittlungsarbeit am Absturzort / die Abarbeitung eines Schadensortes unter realen Bedingungen - das Betreiben der Personenauskunftsstelle (PASt) Niedersachsen/Bremen - das Betreiben einer zielgerichteten und abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit (Krisenkommunikation)
Die Bundespolizei beteiligte sich, um - die Zusammenarbeit mit benachbarten Kräften und Sicherheitspartnern am Flughafen Hannover, - die Umsetzung der vorbereiteten Katalogmaßnahmen bei Flugunfällen zu üben und die Führungs- und Einsatzkräfte gezielt fortzubilden.
Das besondere Augenmerk des Krisenstabes der Stadt Langenhagen lag vor allem auf - der Überprüfung der Abläufe bei der Freiwilligen Feuerwehr - dem Informationsfluss - der Zusammenarbeit der jeweiligen Krisenstäbe sowie - einer abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit.
Für den Hannover Airport stand vor allem die Zusammenarbeit aller beteiligten Dienststellen, Unternehmen und Gefahrenabwehrbehörden bei einem angenommenen Flugunfall im Vordergrund. Der Schwerpunkt der Übung lag bei der Flughafenfeuerwehr auf dem schlagkräftigen und umfangreichen Löschangriff mit drei Flugfeldlöschfahrzeugen, 180 Sekunden nach Alarmierung durch die Deutsche Flugsicherung (DFS) - der umfassenden und schnellen Menschenrettung aus dem Flugzeug mit Erstversorgung und Übergabe an den alarmierten, öffentlich organisierten Rettungsdienst - der lückenlosen Dokumentation der Feuerwehrmaßnahmen für spätere Ermittlungsarbeiten von Polizei und Behörden.
Zusammen mit der TUIfly, TUI Deutschland und der DFS wurde der Flughafen Hannover unter anderem mit folgenden Problemstellungen konfrontiert - der Betreuung der am Flughafen anwesenden Angehörigen der verletzten und toten Passagiere - die Betreuung von verunglückten Passagieren nach erfolgter ärztlicher Behandlung - die Sicherstellung geordneter Abläufe auf dem Flughafengelände und im Flugbetrieb - die umfassende Bereitstellung von Informationen für die Polizei und die Rettungsdienste - die möglichst mit den Sicherheitsbehörden abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne (Servicegedanke / Telefonhotline u.ä.).
Gemessen an den umfänglichen Übungszielen bleibt festzuhalten, dass die Verantwortlichen aller Beteiligten ein rundum positives Fazit ziehen. Insbesondere die Interaktion der vielen beteiligten Einsatzabschnitte und die hohe Motivation der Übenden aller Behörden, Dienststellen sowie Unternehmen sind dabei besonders hervorzuheben. Dieses gilt sowohl für die Vorbereitung als auch für den Ablauf der gesamten Übung. Die heute erkannten Verbesserungsbedarfe werden zukünftig für noch mehr Professionalität bei der Bewältigung solcher Großschadenslagen sorgen.
Teilnehmende Behörden / Unternehmen: Polizeidirektion Hannover, Bundespolizeiinspektion Flughafen Hannover, Stadt Langenhagen, TUIfly, TUI Deutschland GmbH, Flughafen Hannover-Langenhagen GmbH, Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS), Region Hannover mit Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfallhilfe, Deutsches Rotes Kreuz./ tr, schie
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Thorsten Schiewe
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