Westfalenpost: "Geht nicht, gibt's nicht" Die CDU läutete den Sieg-Endspurt ein
Hagen (ots)
Von Bodo Zapp
Bühnen frei zur entschei-denden Runde: Beim Jubel-Parteitag in
Dortmund zeigte die CDU Muskeln für den heißen Wahlkampf. Mittwoch
legt die SPD in Berlin nach. Wenn kein Wunder geschieht, wird sie
auch am Abend des 18. September Zweiter sein. Zu deutlich und
beständig ist der Uni-onsvorsprung. Aber Vorsicht ist die Mutter der
Wahlurne, deshalb gingen die Christdemokraten bei ihrer
Wende-Inszenierung in der Westfalenhalle kein Risiko ein: Viel Show,
möglichst keine Angriffsfläche.
Huldigungen der Ministerpräsidenten, warme Worte von Stoiber ("Die
Menschen vertrauen ihr!"), nur "Angie"-Fans im vollen Oval: Angela
Merkel musste kein rhetorisches Feuerwerk entzünden, um gefeiert zu
werden. Sie ist keine mitreißende Volkstribunin, aber sie wird mit
großer Wahrscheinlichkeit Kanzlerin.
Weil niemand Neues von der CDU-Vorsitzenden erwartet hatte, konnte
auch niemand von ihrer Rede enttäuscht sein. Den politischen Gegner
attackieren, die Notwendigkeit einer "zweiten Gründerzeit" in
Deutschland begründen, das "Team der Kompetenzen" preisen: Die
Kandidatin versprach viel, aber nicht das Blaue vom Himmel. Vorfahrt
für Arbeit, Verteidigung der Werte, "wir wollen das Land aus der
tiefen Krise führen" - nicht ungeschickt gab Merkel den Ankündigungen
durchgreifender Änderungen ("Geht nicht, gibt es nicht") einen
Anstrich sozialer Wärme.
Nicht so gelöst wie bei Gesprächen ohne Kamera und Mikrophon, aber
mit gestiegener Selbstsicherheit und mit fast schon staatsfrauischem
Unterton lässt Merkel keinen Zweifel daran: Es wird sich etwas ändern
im Lande, nicht nur personell. Das ist auch den Konkurrenten im Kampf
um das Kanzleramt in Wahrheit viel klarer, als sie in der
Öffentlichkeit sagen können.
Tatsächlich läuft Gerhard Schröders Führungszeit in drei Wochen ab.
An eine Konstellation, in der die SPD den Kanzler stellt, glaubt kaum
noch jemand. Rot-Grün wird es nicht schaffen, bei Rot-Grün-Dunkelrot
macht Schröder nicht mit, als Vizekanzler einer großen Koalition
steht er nicht zur Verfügung. Die SPD steht vor einem Neuaufbau,
vielleicht auch vor einem Stück inhaltlicher Umorientierung.
Der Wahlkampf des Noch-Kanzlers hat Züge eines Abschieds in
persönlicher Würde. Er wirkt glaubhaft, wenn er sagt, dass Macht für
ihn nicht alles sei. Beim grünen Außenminister Fischer sieht das
anders aus: Der Gedanke daran, dass sich die große Welt auch ohne ihn
dreht, scheint ihm unerträglich zu sein. Derweil bereiten sich grüne
Realisten auf eine starke Oppositionsrolle vor. Froh stimmt die
Aussicht, dass Lafontaine und Gysi, die scheinheiligen Blender, nur
Randrollen spielen. Es wird eine Wende geben, aber nicht in ihrem
Sinne. Wenn nicht jetzt, wann dann?!Rückfragen bitte an:
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