POL-GOE: (1039/2007) Polizei Hann. Münden zersprengt südniedersächsischen Drogenhändlerring - Sechs Tatverdächtige festgenommen
Göttingen (ots)
HANN. MÜNDEN (jk) - Der Polizei in Hann. Münden ist ein großer Schlag gegen den gewerbsmäßigen Drogenhandel im südniedersächsischen Raum gelungen. Seit Anfang August haben die Ermittler insgesamt sechs junge Männer im Alter von 20 bis 28 Jahren aus Hann. Münden, Veckerhagen und Kassel festgenommen, die verdächtig sind, seit dem Frühjahr 2006 u. a. im Raum Hann. Münden und in Nordhessen Cannabisprodukte, Extasypillen und Amphetamine im zweistelligen Kilobereich geliefert bzw. weiterverkauft zu haben. An den Ermittlungen waren auch die Polizei Hofgeismar und die Polizei Kassel beteiligt.
Die Hann. Mündener Beamten sind sich sicher, "mit der erfolgreichen Aktion gleich sechs verschiedene Ebenen von Drogendealern auf einmal ausgeschaltet zu haben". Die Festgenommenen sitzen mittlerweile wegen Flucht-, Verdunklungs- und Wiederholungsgefahr in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft. Ein weiterer 22 Jahre alter Tatverdächtiger aus Hann. Münden wurde nach erkennungsdienslicher Behandlung und Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt.
Ein Hinweis aus der Mündener Drogenszene selbst und weitere Hinweise aus der Bevölkerung gaben im November 2006 den Anstoß für die umfangreichen Ermittlungen, bei denen auch verdeckte Maßnahmen zum Einsatz kamen. Die ersten Ermittlungen konzentrierten sich zunächst auf einen 22 Jahre alten Mündener, in dessen Wohnung nach Aussagen von Zeugen ein "reger Handel" stattfinden sollte. Im weiteren Verlauf erhielten die Beamten über diese "Anlaufadresse" immer mehr Hinweise, die sie auf die Spur der anderen Tatverdächtigen führte.
Dabei kistallisierte sich heraus, dass die noch zu führenden polizeilichen Maßnahmen einen immer größer werdenden Umfang einnehmen würden. Aus diesem Grunde wurde im Mai 2007 beim Polizeikommissariat Hann. Münden ein vierköpfiges Ermittlungsteam, bestehend aus Ermittlern des Kriminalermittlungsdienstes Hann. Münden und Kollegen der Polizeistation Dransfeld eingerichtet. Viele hundert angefallene Überstunden, zusätzliche Wochenenddienste, Sonderschichten und kurzfristige Personalverschiebungen innerhalb der verschiedenen Dienstzweige des Polizeikommissariats brachte allen Beteiligten Mitte August endlich den ersehnten Erfolg. Doch bis dahin sollte noch viel passieren.
Eine erste entscheidende Wende erfuhren die Ermittlungen am Abend des 1. August : gegen 19.30 Uhr konnten Spezialkräfte aus Hannover die beiden Hauptverdächtigen, einen 25 Jahre alten Mann aus Kassel und einen 27-jähriger Mündener, bei der Abwicklung eines Drogengeschäftes am Ortsrand von Reinhardshagen (Kreis Kassel) widerstandslos festnehmen. In dem hochwertigen Mercedes Benz 270 CDI des 25-Jährigen fanden die Beamten rund 6.200 Euro und bei seinem Komplizen ca. 800 Euro Bargeld. Daneben stießen die Ermittler auf 300 Gramm Haschisch und 165 gr. Amphetamin. Die Drogen und der PKW wurden beschlagnahmt.
Mit der erfolgreichen Festnahme der beiden Männer waren dem Ermittlungsteam eigenen Einschätzungen zufolge die beiden "Obersten" der südniedersächsischen Drogenhändlerszene ins Netz gegangen. Insbesondere der Kasseler steht im Verdacht, seit dem Frühjahr 2006 Cannabisprodukte im zweistelligen Kilobereich an den 27 Jahre alten Hann. Mündener geliefert zu haben. Der wiederum soll die Drogen anschließend u. a. nach Veckerhagen weitergeleitet und dort auf verschiedene Depots (z. B. Erddepots, Mauerritzen, Bonbondosen) verteilt gelagert haben. Von Veckerhagen aus gelangte die "Ware" über die anderen 21, 22 und 28 Jahre alten Tatverdächtigen aus Hann. Münden an die rund 150 Endverbraucher. Neben seinem regen Handel mit Cannabisprodukten wird dem Kasseler auch der Handel mit Amphetaminen und Extacytabletten in nicht geringen Mengen vorgeworfen.
Im Laufe der folgenden zwei Wochen konnte das Ermittlungsteam zwei weitere Tatverdächtige in ihren Wohnungen in Hann. Münden ebenfalls widerstandlos festnehmen. Ein weiterer 28 Jahre alter Kompilize war vermutlich aus Flucht vor Gläubigern zunächst für ca. drei Wochen "untergetaucht", bevor die Ermittler auch seinen Aufentshaltsort herausfanden und seiner habhaft wurden. Der zu guter letzt noch fehlende 20 Jahre alte Mittäter aus Veckerhagen (Kreis Kassel) ging die Ermittler in Lippoldsberg ins Netz, als er mit seinem Motorroller gerade auf dem Rückweg von einem Dealer war. Der Roller wurde von der Polizei beschlagnahmt.
Alle Festgenommenen wurden anschließend den zuständigen Haftrichtern bei den Amtsgerichten in Hann. Münden und Hofgeismar vorgeführt, die Untersuchungshaftbefehle gegen die Männer erließen. In ihren ersten Vernehmungen bei der Polizei Hann. Münden räumten alle sechs die ihnen vorgeworfenen Taten weitestgehend ein. Die Gründe für ihr Handeltreiben sind bei den allesamt Arbeitslosen unterschiedlich und reichen vom Bestreiten des Lebensunterhaltes, Finanzierung der eigenen Sucht bis hin zur Finanizierung eines aufwendigen Lebensstils bei dem 25 Jahre alten mutmaßlichen Hauptverdächtigen aus Kassel.
Die nachfolgenden Durchsuchungen von insgesamt zwölf Wohnungen in Kassel, Hann. Münden und Veckerhagen führte zum Auffinden geringer Mengen an Betäubungsmitteln und weiteren Beweismitteln wie z. B. Verpackungsmaterial, Kundenlisten, Rauchgeräten und Btm-Mühlen.
Nach derzeitigem Stand werden sich den bisherigen Ermittlungen rund 150 weitere Folgeverfahren und weitere polizeiliche Maßnahmen anschließen. Und auch von wo der 25-jährige Kassler die Drogen bezog ist derzeit noch unklar. Die Arbeit des Ermittlungsteams geht also weiter.
Die beiden mutmaßlichen Hauptverdächtigen waren im Gegensatz zu ihren fünf Komplizen bislang polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten.
Der für die Polizei Hann. Münden herausragende Ermittlungserfolg hat aber ganz sicher auch einen wichtigen präventiven Aspekt, denn ein Großteil der Abnehmer waren Jugendliche oder sogar Kinder an der Grenze zum Jugendlichenstatus, d. h. im Alter von 14 bis 15 Jahren. Mit der Festnahme der sechs Haupthändler haben die Beamten somit indirekt auch einen wichtigen Beitrag z. B. zum Schutz dieser Bezugsgruppe geleistet. Eltern wird in diesem Zusammenhang geraten, das Verhalten ihrer Kinder besonders sensibel zu beobachten und plötzliche Verhaltensänderungen zu hinterfragen.
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