POL-GOE: (54/2010) Brandanschlag auf Landkreisgebäude - Polizei ermittelt gegen Tatverdächtige aus der linksextremistischen Szene
Göttingen (ots)
Göttingen Donnerstag, 28. Januar 2010
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen des Brandanschlags auf das Göttinger Landkreisgebäude am 22.01.10 (siehe unsere Pressemitteilung Nr. 41 vom 22.01.10) ermittelt die Polizei Göttingen in alle Richtungen. Nach den ersten Spurenauswertungen haben sich erste konkrete Ermittlungsansätze ergeben.
Am Mittwochabend (27.01.10) haben Einsatzkräfte ein von Angehörigen der linksextremistischen Szene bewohntes Haus in der Roten Straße durchsucht. Zwei Spezialhunde (sogenannte Mantrailerhunde) haben unabhängig voneinander eine spurenbezogene Fährte aufgenommen, die vom Landkreisgebäude direkt vor das Wohnhaus in der Roten Straße führte. Das Amtsgericht Göttingen erließ daraufhin einen Durchsuchungsbeschluss, der noch am Mittwochabend von der Polizei vollstreckt wurde.
Die Durchsuchung des Wohnhauses verlief ohne Zwischenfälle. Mit der Durchsuchung ergab sich ein Tatverdacht gegen vier Personen, von denen die Polizei die Personalien feststellte. Die Ermittler beschlagnahmten Beweismittel, darunter auch mehrere Notebooks.
An der Absperrung Jüdenstraße/Rote Straße versammelten sich zeitgleich rund 100 Personen, überwiegend Angehörige der linken Szene. Aus diesem Kreis heraus skandierten mehrere polizeifeindliche Parolen. Ein Bus der Göttinger Verkehrsbetriebe konnte durch die sich auf der Fahrbahn befindende Ansammlung vorübergehend nicht weiterfahren. Gegen 20:55 Uhr verließ der überwiegende Teil in Kleingruppen die Örtlichkeit in Richtung Wilhelmsplatz.
Im Anschluss an die Durchsuchung warfen Unbekannte auf dem Wilhelmsplatz Mülltonnen um, beschädigten die Eingangstür der Polizeiinnenstadtwache am Markt und zerstörten die Schaufensterscheibe eines Schuhgeschäftes in der Weender Straße. Ein abgestellter Funkstreifenwagen und zwei Privat-PKW wurden außerdem durch Fußtritte beschädigt. Der entstandene Gesamtschaden wird auf rund 4.000 Euro geschätzt. Die Polizei nahm fünf Personen wegen des Verdachts des Landfriedensbruches vorläufig fest. Nach Abschluss der strafprozessualen Maßnahmen wurde ihnen ein Platzverweis erteilt. Zusätzlich leiteten die Beamten vier Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung ein. Die Ermittlungen dauern an.
Bei dem Anschlag am vergangenen Freitagmorgen war ein 25 Jahre alter Mitarbeiter des Ausländeramtes verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat unter anderem ein Ermittlungsverfahren wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion eingeleitet. Während der Räumung des Kreisgebäudes war in Tatortnähe ein Schriftstück aufgefunden worden, das inhaltlich Bezug zur Abschiebepolitik nahm. Die Ermittler der Polizei Göttingen gehen auch deshalb von einem politisch motivierten Hintergrund der Tat aus und vermuten, dass der Täter im linksextremistischen Bereich zu suchen ist. Für die weiteren Ermittlungen wurde beim Zentralen Kriminaldienst der Polizei Göttingen eine aus neun Beamten bestehende Ermittlungsgruppe eingerichtet.
"Nach jetzigen Erkenntnissen konkretisiert sich der Verdacht, dass der Brandanschlag auf das Göttinger Kreishaus aus dem linksextremistischen Umfeld begangen wurde. Beim Brandanschlag ist ein Mensch verletzt worden. Dies ist eine Steigerung und somit neue Qualität der Gewalt. Es hätte bei diesem Anschlag auch Schwerverletzte oder sogar Tote geben können", so der Polizeivizepräsident der Polizeidirektion Göttingen, Roger Fladung.
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